Maria Rimpf aus Üröm

Maria Rimpf in Ungarn
Maria Rimpf in Ungarn© SFVV

Maria Rimpf wird 1926 in Üröm, einem deutschen Dorf nahe Budapest, geboren. „Bei uns war ein reines deutsches Dorf. Wir haben nur Deutsch gesprochen“, erzählt sie von ihrer glücklichen Kindheit. Doch der Zweite Weltkrieg bringt dramatische Veränderungen. Ungarn kämpft zunächst auf Seiten Deutschlands. Als Ungarn 1944 von NS-Deutschland besetzt wird, rücken bereits sowjetische Truppen vor. Krieg und Gewalt kommen auch nach Üröm.

Am 2. Weihnachtstag 1944 wird Üröm von sowjetischen Truppen erobert. „Da hat’s geheißen, ja, die Russen kommen“, erinnert sich Maria. Viele Deutsche in ihrem Dorf werden erschossen. Die Besatzungszeit wird von Plünderungen und sexueller Gewalt gegen Frauen und Mädchen begleitet. „Überhaupt auf die Mädele, da haben sie die Mädele gesucht immer“. Maria erinnert sich: „Beten hat man gelernt. In der Russenzeit. Da hat man ja nur noch Angst gehabt und nur noch den Herrgott angerufen.“ Die Ungewissheit über das eigene Schicksal wächst, als viele Männer und Frauen zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt werden.

Dann entscheidet sich das Schicksal der Ungarndeutschen. „Es war schrecklich, dass man nicht gewusst hat, wer kann dableiben, erst ganz zuletzt hat man es gewusst“. Während einige bleiben dürfen, müssen andere ihre Heimat verlassen. So auch die Mehrheit der Ürömer Deutschen. Im Frühjahr 1946 ist auch Marias Großfamilie an der Reihe: Sie müssen Ungarn verlassen, für immer. Die Familie landet in Baden-Württemberg. Dort heiratet sie 1951 den Donauschwaben Johann Rimpf, der aus der Batschka stammt. Im Jahr 2000 fährt Maria mit Landsleuten nach Üröm. Dort werden sie freundlich empfangen. Die Bürgermeisterin entschuldigt sich für die Vertreibung. Über ihre alte Heimat sagt sie im wunderbaren Schwäbisch ihrer ungarischen Heimat: „Das ist halt daheim. Das Ungarn. Der Üröm“.

Das Dokumentationszentrum Flucht Vertreibung Versöhnung führt 2014 ein lebensgeschichtliches Interview mit Maria Rimpf. Maria Rimpf stirbt 2016 in Deutschland. 2024 erscheint ein Buch ihres Schwiegersohns Georg Frey über Marias Leben: „Auf dem Weg nach Üröm“ beim Dokumentationszentrum Gnadenkirche Tidofeld e.V.