Im Winter 1944/45 fliehen Millionen Menschen bei Schnee und eisiger Kälte aus Ostpreußen, später auch aus Schlesien und Pommern, vor der heranrückenden Roten Armee in Richtung Westen – meist zu Fuß, mit Handwagen oder auf Pferdefuhrwerken. Unter ihnen ist der 1937 im ostpreußischen Rodental (heute Mazuchówka) geborene Eitel Koschorreck.
Im Januar 1945 bricht Familie Koschorreck im Kreis Lötzen auf. Eitels Mutter versucht, ihre Kinder auf Kutschen oder Schlitten der Pferdetrecks unterzubringen. Um den damals 7-jährigen Eitel vor der eisigen Kälte zu schützen, wickelt sie ihn in einen Mantel.
Die Flucht führt die Familie bei Heiligenbeil (heute Mamonowo) über das zugefrorene Frische Haff in Richtung Danzig. Nach der Ankunft in Mecklenburg am 13. März 1945 stirbt Eitels Mutter, und er kommt mit seinen zwei älteren Schwestern in ein Kinderheim. 1946 kehrt der Vater aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurück und holt die Kinder nach Straußberg in Thüringen.
Später beginnt Eitel eine Ausbildung und arbeitet als Traktorist in Rüxleben/Kleinfurra, wo er seine zukünftige Frau kennenlernt und eine Familie gründet. Doch die Ostsee, Schauplatz von Flucht und Leid, sieht er nie wieder. Die Erinnerung an Tod und Elend bleibt zu schmerzhaft.
Im März 2017 übergibt sein Enkel, ein Geschichtsstudent aus Berlin, den Mantel seiner Großmutter der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung. Das Exponat steht heute in der Ständigen Ausstellung stellvertretend für die Entbehrungen und Gefahren der Flucht, von denen vor allem Kinder betroffen sind.