Erich Koch, 1896 in Wuppertal geboren, steht stellvertretend für die Gräueltaten des Nationalsozialismus. Im Ersten Weltkrieg dient er als Soldat und kämpft danach in Freikorps in Oberschlesien. 1922 tritt er der NSDAP bei. Bereits sechs Jahre später wird er zum Gauleiter von Ostpreußen ernannt. 1933 folgt seine Ernennung zum Oberpräsidenten, und er beginnt, die Wirtschaft Ostpreußens zu reformieren – ein Vorhaben, das ihm bei den Nationalsozialisten hohe Wertschätzung einbringt. Unter seiner Herrschaft wird die Arbeitslosigkeit rigoros bekämpft, jede Opposition unterdrückt und die Verwaltung ‚gleichgeschaltet‘.
Nach dem Überfall auf Polen fallen große polnische Regionen in seinen Herrschaftsbereich. 1941 wird Koch Zivilkommissar für die besetzten Gebiete im Osten, zunächst im Raum Białystok, später auch Reichskommissar für die Ukraine. Von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer erstreckt sich sein Herrschaftsbereich. Koch ist verantwortlich für die brutale Ausbeutung und Vernichtung von Millionen Menschen, insbesondere in Polen und der Ukraine.
Flucht und Haftzeit nach Kriegsende
Zugleich ist er eine Schlüsselfigur beim Untergang Ostpreußens. In den letzten Kriegsmonaten verhindert Koch mit fanatischen Durchhalteappellen eine geordnete Evakuierung der ostpreußischen Bevölkerung. „Die Trümmer unserer Heimat sollen uns begraben!“, sagt er und verbietet Fluchtvorbereitungen. Als die Rote Armee immer näher rückt, gibt es keine Räumungsbefehle. Am 9. April 1945 fällt Königsberg. Zu diesem Zeitpunkt ist Koch selbst schon nicht mehr in der ostpreußischen Hauptstadt, während die Zivilbevölkerung ihrem Schicksal überlassen wird.
Koch flieht am 24. April mit einem eigens bereitstehenden Eisbrecher über die Ostsee nach Flensburg, wo er sich versteckt. Erst 1949 wird er verhaftet und 1950 an Polen ausgeliefert. 1959 wird er zum Tode verurteilt. Das Urteil wird jedoch zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe umgewandelt. Er verbringt seine letzten Jahre im Gefängnis Barczewo (Wartenburg) im ehemaligen Ostpreußen, wo er 1986 stirbt. Erich Koch wird für seine Rolle im NS-Regime nie vollständig zur Rechenschaft gezogen.