Das Massaker von Palmnicken

Während sich die deutschen Truppen in Ostpreußen zurückziehen, werden in der Nacht zum 1. Februar 1945 etwa 3.000 jüdische Frauen von einem SS-Kommando ermordet.
Während sich die deutschen Truppen in Ostpreußen zurückziehen, werden in der Nacht zum 1. Februar 1945 etwa 3.000 jüdische Frauen von einem SS-Kommando ermordet. © © SFVV

Mitte Januar 1945 rückt die sowjetische Armee immer weiter in Ostpreußen vor, doch der Mord an den europäischen Juden geht unaufhaltsam weiter. Zu diesem Zeitpunkt existieren sechs Außenlager des Konzentrationslagers Stutthof in Ostpreußen. Die SS treibt die verbliebenen Häftlinge zusammen und führt sie nach Königsberg.

Todesmarsch zur Ostsee

Am 26. Januar 1945 zwingt die SS unter dem Kommando von Fritz Weber mindestens 5.000 jüdische Häftlinge, vorwiegend Frauen aus Polen und Ungarn, zu einem Todesmarsch in eisiger Kälte von Königsberg in Richtung Ostsee. Nach mehreren Tagen auf dem Marsch, geprägt von Hunger, Kälte und Erschöpfung, erreichen etwa 3.000 Frauen das Küstendorf Palmnicken.

In der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar 1945 werden die Häftlinge im Bernsteinwerk Palmnicken zusammengepfercht. Man täuscht ihnen vor, sie würden per Schiff in Sicherheit gebracht. Doch stattdessen treibt die SS die erschöpften, verängstigten Frauen zum Strand. Mit Maschinengewehrfeuer werden die Häftlinge in die eisige Ostsee getrieben und erschossen.

Zeugen des Geschehens 

Maria Blitz, geboren 1918 in Krakau, überlebt das Krakauer Ghetto, die Lager Plaszów, Auschwitz und Stutthof. Im September 1944 wird sie zusammen mit ihren beiden Schwestern in das Außenlager Heiligenbeil des KZ Stutthof deportiert. Auf dem Todesmarsch nach Palmnicken werden ihre Schwestern ermordet. Doch Maria überlebt, flüchtet und findet bei einer einheimischen Familie Zuflucht.

„Damals wog ich nur noch etwa 30 Kilo, ich war so dünn, dass ich durch jede Spalte gepasst hätte“, erinnert sie sich. Maria Blitz verliert ihre gesamte Familie im Holocaust. Später lebt sie in den USA, wo sie 2016 hochbetagt stirbt. Ihre bewegende Geschichte wird 2010 von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas veröffentlicht, nachdem sie kurz zuvor in Berlin vor einem großen Publikum von ihrem Überleben berichtet hatte. Der Todesmarsch von Königsberg nach Palmnicken und das Massaker an der Ostseeküste bilden ein letztes Kapitel des Holocaust.