Sammlungen & Archivalien

In unserem Zeitzeugenarchiv finden Sie eine Reihe von besonderen Sammlungen und Archivalien, die wir von Dritten übernommen haben, weil sie von besonderer Relevanz für die Beschäftigung mit Flucht, Vertreibung und Zwangsmigrationen des 20. und 21. Jahrhunderts sind. Hier einige Beispiele:

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© SFVV

Heinz-Schön-Archiv

Heinz Schön (1926-2013) stammte aus Niederschlesien und war seit 1944 als Zahlmeisterassistent auf der „Wilhelm Gustloff“ im Einsatz. Das einstige KdF-Urlauberschiff lag als Lazarett- und Wohnschiff der Kriegsmarine in Gotenhafen-Oxhöft. Auf der ersten Fahrt als Flüchtlingsschiff sank das Schiff am 30. Januar 1945 auf der Fahrt von Gotenhafen nach Kiel vor der pommerschen Küste nach drei Torpedotreffern durch ein sowjetisches U-Boot. Vermutlich über 9000 Flüchtlinge und verwundete Soldaten starben, nur 1230 Passagiere überlebten. Schön überlebte und widmete sein weiteres Leben der privaten Forschung über den Untergang der „Gustloff“ und die Flucht über die Ostsee 1944/45. Wir haben den Bestand von 33 laufenden Aktenmetern, der zwischen 1949 und 2013 entstand, 2018 übernommen. Die Sammlung beinhaltet die Recherche- und Arbeitsunterlagen zu sämtlichen Publikationen Schöns, ferner Zeitzeugenberichte und -korrespondenz, Fotografien und eine Liste mit rund 1700 Namen von Passagieren.

© SFVV / Christina Schmidt Dogliani

Lampedusa

Lampedusa ist eine Sammlung von Audiointerviews. 2016, als die nur 140 Kilometer vom afrikanischen Kontinent entfernte italienische Insel verstärkt das Ziel von Flüchtenden war, sprach die Filmemacherin Christina Schmidt-Dogliani mit Menschen vor Ort.
Geflüchtete berichten vom Krieg in ihrer Heimat, der Odyssee ihrer Flucht durch die Wüste, den Haftbedingungen in Libyen und der Überfahrt über das Meer.
Eine Ersthelferin beschreibt die Situation, wenn die Ausgemergelten endlich die überfüllten Boote verlassen können, eine Lehrerin stellt ihr Bibliotheksprojekt für geflüchtete Jugendliche vor und ein Tischler erläutert seine Kunstwerke aus dem Holz gestrandeter Boote.
Fischer teilen mit uns ihr Dilemma: Oft als erste vor Ort, wenn ein Boot kentert, retten sie, ihrem menschlichen Impuls folgend, Ertrinkende. Als „Schleuser“ verdächtigt, werden ihre Boote dann beschlagnahmt – ihr couragiertes Handeln kostet sie ihre ökonomische Existenz.
28 Interviews spiegeln auf authentische Weise aus verschiedenen Perspektiven die Situation auf der Insel wieder. Sie sind in Kürze abrufbar auf unseren Medienstationen.

© SFVV

Stiftung Deutschlandhaus

Der Bestand Stiftung Haus der Ostdeutschen Heimat/ Stiftung Deutschlandhaus umfasst über 250 Aktenordner aus dem Zeitraum von 1961 bis 2000.
Das Haus der ostdeutschen Heimat war seit 1961 ein kultureller Begegnungsort für Vertriebene in Berlin. 1974 wurde die Stiftung Deutschlandhaus gegründet und das Gebäude, in dem sich heute das Dokumentationszentrum befindet, in Deutschlandhaus umbenannt. Der Bestand umfasst Unterlagen zur Tätigkeit der beiden Stiftungen wie Geschäftsunterlagen, Protokolle des Kuratoriums, Dokumente zu Veranstaltungen, zu Ausstellungen und zur Sammlung.
Neben dem Archiv sind die umfangreiche Bibliothek und Zeitschriftensammlung im Lesesaal von Bibliothek und Zeitzeugenarchiv verfügbar. Die Sammlung von historischen Landkarten, topographischen Stadtansichten sowie Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafiken von Künstlern aus dem Gebieten östlich von Oder und Neiße und deutschen Siedlungsräumen außerhalb der Reichsgrenzen wurden ebenfalls übernommen.

© SFVV

Historische Stadtpläne und Landkarten

Die räumliche Darstellung eines (historischen) Ortes kann bei der Recherche nach der Geschichte der eigenen Familie oft helfen. Stöbern Sie in der umfangreichen digitalisierten Kartensammlung des Pharus-Verlages in Kartendarstellungen der preußischen Ostprovinzen des Deutschen Reiches und des Sudetenlandes. Die detaillierten Stadtpläne und Umgebungskarten bieten einen Einblick in historische Topographien aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

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Nachlass Ruth Hoffmann

Die deutsche Schriftstellerin Ruth Hoffmann wurde 1893 in Breslau geboren. Sie studierte dort Malerei und Grafik an der Staatlichen Kunstakademie. 1929 heiratete sie den Bankangestellten Erich Scheye, mit dem sie gemeinsam in Berlin-Dahlem lebte. Vier Jahre später begann sie mit dem Schreiben und veröffentlicht ihren Debütroman 1935. Dieser wurde im folgenden Jahr von den Nationalsozialisten verboten. Man untersagte ihr überdies, weitere Texte zu schreiben und zu publizieren, da ihr Ehemann jüdischer Abstammung war. Im Verlaufe des Krieges verlor sie nicht nur ihren Mann, der in Auschwitz ermordet wurde, sondern auch zahlreiche Familienmitglieder. Nach Kriegsende begann sie umgehend zu publizieren über ihre Erinnerungen an Breslau und Schlesien, Frauenschicksale sowie jüdische Lebenswege. Ruth Hoffmann verstarb 1974 in West-Berlin. Der literarische Nachlass besteht aus Typos- und Manuskripten für Bücher und unveröffentlichte Schriften, Hörspiele und Gedichte. Außerdem sind Plakate für Lesungen und Zeitungsartikel enthalten.

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Nachlass Helga Heinke

Helga Heinke (1913-2004) betrieb mit ihrer Familie ein Gut im ostpreußischen Regierungsbezirk Westpreußen unweit von Marienburg. Ihr Vater war Generaloberst Friedrich Fromm, der in Folge des 20. Juli 1944 verhaftet und hingerichtet wurde. Anfang 1945 flüchtete Helga Heinke mit ihren Kindern bis nach Brandenburg. 1948 siedelte sie mit ihren Kindern zu ihrem Mann Hans-Günther Heinke in die Britische Zone, nach Niedersachsen, um.
Helga Heinke engagierte sich politisch für die Belange der Vertriebenen, von 1955 bis 1970 als Landtagsabgeordnete in Niedersachsen, zunächst für den BHE (Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten), ab 1961 für die FDP.
Der Bestand umfasst u.a. die private Korrespondenz mit der Mutter, Akten zum Gutsbetrieb und Unterlagen zur politischen Tätigkeit nach dem Krieg. Bis Anfang 1945 finden sich auch Briefe zwischen Helga Heinke und ihrem Vater (auch aus dessen Haftzeit in der Prinz-Albrecht-Straße). Darüber hinaus gehören verschiedene Berichte und Notizen zur Flucht 1945 zu diesem besonderen Konvolut.