ORDER 7161 – Die Deportation der Rumäniendeutschen

© Stadtansicht von Kronstadt/Braşov Copryight Marc Schroeder: Order 7161

„In der Nacht hat man die Toten rausgetragen, und man hat sie ausgezogen, also die waren alle nackt.“

Am 16. Dezember 1944 unterzeichnet Stalin den geheimen Befehl 7161 – einen Beschluss des Staatskomitees für Verteidigung zur „Mobilisierung und Internierung aller arbeitsfähigen Deutschen“. Dieser erfasst Männer im Alter von 17 bis 45 Jahren und Frauen von 18 bis 30 Jahren aus Rumänien, Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien und der Tschechoslowakei. Ziel ist ihre Deportation zur Zwangsarbeit im Rahmen des Wiederaufbaus der Sowjetunion, als Reparationsleistung für die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. Insgesamt werden 112.480 Menschen verschleppt, darunter etwa 70.000 Deutsche aus Rumänien. Ab Januar 1945 müssen diese Zivilisten unter extremen Bedingungen in Bergwerken und der Schwerindustrie, vor allem in der östlichen Ukraine, arbeiten.

Überlebenskampf im Gulag

„Ein Gefangener hatte immer nur das Essen im Sinn. Das Essen stand uns immer im Kopf, denn Hunger hatten wir jeden Tag. Mit Hunger standen wir auf, mit Hunger gingen wir schlafen.“, erinnert sich ein Rumäniendeutscher, der in den Donbass verschleppt wurde. Viele Deportierte sterben an den harten Arbeitsbedingungen, der extremen Kälte und der mangelhaften Ernährung. Mindestens 15 Prozent überleben nicht. Die, die die ersten Jahre der Hungersnot überstehen, kehren Ende 1949 in ihre Heimat zurück. Doch der Schrecken der Vergangenheit verfolgt sie: „Sie hatten Angst vor der Zukunft, denn die Vergangenheit war schrecklich.“

Marc Schroeder, ein Fotograf aus Luxemburg, hat mit seinem Foto-Textbuch ORDER 7161 das dramatische Kapitel der Deportation der Rumäniendeutschen dokumentiert. In Porträts und Erinnerungen von 40 Überlebenden, ergänzt durch Archivbilder, erzählt er ihre Geschichte. Viele der Überlebenden, die er zwischen 2012 und 2014 fotografierte, gehörten zu den Jüngsten im Jahr 1945 und sind heute verstorben. Dieses Buch beleuchtet ein oft übersehenes Kapitel der europäischen Geschichte, das von der Deportation und dem Leid der Rumäniendeutschen erzählt.